places to go: Lübecks geheime Gänge & Höfe

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places to go: Lübecks geheime Gänge & Höfe

Diese Stadt ist ein einziges Labyrinth: Verteilt über die gesamte Lübecker Altstadtinsel findest du Gänge und Hinterhöfe, die oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind – als schmaler Durchgang zwischen zwei Häusern oder sogar durch eine bestehende Hausfassade. Es lohnt sich, diese historischen Wohngänge aus dem Mittelalter zu erkunden: Oft erwarten dich hier kleine, verwunschene Oasen. Bitte beachte dabei: Die Gänge und Höfe sind zwar in der Regel öffentlich zugänglich, doch hier leben bis heute Lübecker*innen – verhalte dich also respektvoll!

Die Gänge & Höfe sind heute Teil des UNESCO-Welterbes und gleichzeitig Zeugnis der reichen Lübecker Geschichte:

  • Schon bald nach ihrer Gründung 1143 wuchs Lübeck als Boom-Town im Hanseverbund rasant an: Die Stadt brauchte v.a. schnell Wohnraum für Zehntausende Arbeiter*innen, die etwa beim Be- und Entladen der Handelsschiffe eingesetzt wurden.

  • Doch der Platz auf der zwei Quadratkilometer großen Altstadtinsel war begrenzt. Die Lösung: Nachverdichtung. Man baute kleine Holzhäuser in die Hinterhöfe, in denen zeitweise bis zu 80 Prozent der Einwohner*innen lebten …

  • … und das unter ärmlichsten Bedingungen: Die teilweise nur 16 Quadratmeter großen Häuser hatten aus Brandschutz in der Regel keine Feuerstelle. Hier wurden oft sogar mehrere Familien einquartiert.

  • Um diese Hinterhöfe zu erreichen, brach man Gänge in die Vorderhäuser. Da die Eigentümer*innen dieser Häuser aber nur ungerne Teile ihres Hauses abtraten – und aus statischen Gründen –, blieben diese Gänge aber oft besonders schmal und niedrig.

  • Übrigens: Diese enge Nachverdichtung in den Hinterhöfen mutete die Stadt damals nicht den reichen Kaufmannsfamilien zu, sondern der Mittelschicht. Daher findest du die meisten Gänge an der Peripherie der Altstadtinsel, in den Quartieren der Handwerker oder Seefahrer.

  • Von den einst rund 180 sind heute noch etwa 90 Gänge und Höfe erhalten.

  • Was Höfe von Gängen unterscheidet? Höfe wurden von wohlhabenden Lübecker*innen gestiftet; in diesen Anlagen kamen Bedürftige wie etwa Witwen, Waisen oder Alte und Kranke mietfrei unter.

Am besten lässt du dich selbst einmal durch die Gänge und Höfe der Lübecker Altstadtinsel treiben. Eine übersichtliche Karte findest du auf luebeck-tourismus.de.

Diese Gänge & Höfe lohnen sich besonders:

  • Adlergang: Ein seit 1441 belegter Wohngang hinter dem Haus Große Gröpelgrube 43, in dem es im Sommer besonders schön grün und idyllisch ist. Hier wachsen nicht nur Tomaten oder Stockrosen, sondern sogar Kiwis!

  • Hellgrüner & Dunkelgrüner Gang: Diese beiden Gänge bilden Lübecks größtes zusammenhängendes Gangsystem. In das verwinkelte Labyrinth gelangst du von der Straße Engelswisch durch zwei besonders schmale und niedrige Zugänge.

  • Bäckergang: Charmante Details hier findest du in der Ziegelreihe rechts oben im Durchgang von der Glockengießerstraße, wo Ziegelsteine verarbeitet wurden, die eigentlich als B-Ware galten: In den Steinen haben z.B. Hundepfoten oder Schlüssel Abdrücke hinterlassen.

  • Schwans Hof: In diesem ältesten erhaltenen Wohngang Lübecks werden seit 1296 Wohnungen vermietet. Vom Gang aus hast du einen schönen Blick zum Turm von St. Petri.

  • Glandorps Hof: Ratsherr Johann Glandorp stiftete diesen ältesten noch erhaltenen Stiftshof in Lübeck. Über dem Durchgang des Hauptgebäudes siehst du noch heute eine Kupfertafel mit der Stiftunginschrift von 1612.

  • Ilhornstift: Stifter Johann Ilhorn bestimmte 1449 in seinem Testament, dass das Grundstück als Armenhaus für 20 Witwen dienen solle.

  • Füchtingshof: Noch heute werden die Wohnungen im Füchtingshof im Rahmen geförderten Wohnungsbaus vergeben, ganz im Sinne des Gründers, Ratsherr Johann Füchting: Er hatte diesen Hof 1636 gestiftet als Heim für bedürftige Witwen, die hier mietfrei wohnen konnten und ein kleines Taschengeld erhielten. Nicht verpassen: Im linken Seitenflügel befindet sich das Vorsteherzimmer mit geschnitzter Tür, edler Vertäfelung und einem hohen Beilegerofen – oft als schönster Innenraum Lübecks aus dem 17. Jahrhundert bezeichnet.

Viele dieser Gänge und Höfe und weitere verborgene Orte auf Lübecks Altstadtinseln kannst du bei einer der 2- bis 3-stündigen Führungen mit Ulrike Müller von Kultouren entdecken. Buchung & Kontakt: 01573 / 410 883 8 oder luebecker-kultouren.de.

Viele weitere Tipps zu Lübeck findest du auf luebeck.plazy.travel, hier kannst du dir auch deinen ganz persönlichen Lübeck-Guide erstellen lassen. Und: Im plazy-Podcast places to go geben wir dir mit den Lübeck-Basics einen ersten Überblick über die Stadt und stellen dir ausgewählte Highlights in eigenen Episoden vor, etwa das Europäische Hansemuseum, Lübecks Gänge und Höfe und das Heiligen-Geist-Hospital.

Was du bei einem Spaziergang durch Lübecks Gänge und Höfe auf keinen Fall verpassen solltest, und warum Schweine den Bewohner*innen der Gänge & Höfe im Mittelalter besonders viel Glück brachten: Das erfährst du in einer eigenen Podcast-Episode – wie immer in unter 10 Minuten. Du findest die Episode überall, wo es Podcasts gibt, oder gleich hier: