In der Vorweihnachtszeit sieht man sie überall: Die leuchtenden Herrnhuter Sterne gehören für viele Menschen zur Adventszeit wie der Christbaum zu Weihnachten. Ihre Heimat haben die Sterne in der sächsischen Oberlausitz, dort wo vor rund 300 Jahren der Ort Herrnhut als Heimat der Brüdergemeine entstand – Herrnhut ist damit einer der Orte in Sachsen, wo traditionelles Handwerk ikonische Produkte schafft – und ständig weiterentwickelt wird.
Einen guten Überblick über sächsische Handwerkskunst bekommst du übrigens auf der Website von Sachsen Tourismus!
Am Anfang stand ein Adliger mit einer Überzeugung: Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, ein junger protestantischer Gutsherr, war überzeugt davon, dass Protestant*innen nicht wegen ihres Glaubens verfolgt werden sollten. Als Glaubensflüchtlinge aus Mähren nach einer neuen Heimat suchten, stellte er ihnen auf seinem Gut in Berthelsdorf Land zur Verfügung, um eine eigene Siedlung zu gründen. Das Ziel: Ein Ort, an dem Gläubige in Frieden zusammenleben können – unter der "Obhut des Herrn“. So entstand auch der Name der neuen Siedlung: Herrnhut.
Was dann entstand, war mehr als nur ein Dorf: Seit 2024 ist die Herrnhuter Brüdergemeine (übrigens ganz bewusst "Gemeine" nicht "Gemeinde") Teil des transnationalen UNESCO-Welterbes. Sie entwickelte sich zu einer internationalen Gemeinschaft mit einem eigenen Stil – sowohl im spirituellen als auch im architektonischen Sinn.
Und diese Idee blieb nicht in der Oberlausitz: Die Brüdergemeine schickte Missionar*innen in die Welt – nach Afrika, in die Karibik, nach Amerika. Tochtersiedlungen entstanden zum Beispiel in Bethlehem (Pennsylvania), Christiansfeld (Dänemark) oder Gracehill (Nordirland). Wie und was dort gebaut wurde, orientierte sich exakt am Vorbild aus Sachsen. Bis heute gilt: Eine Tür aus Herrnhut in der Oberlausitz passt vom Farbton und Maß auch exakt in ein Haus in Bethlehem in den USA.
Während die Erwachsenen als Missionar*innen in der ganzen Welt unterwegs waren, blieben ihre Kinder in Herrnhut. Sie wohnten und lernten im Internat, wo großen Wert auf eine gute Bildung gelegt wurde. Und hier kommt der Stern ins Spiel: Ein Mathematik-Lehrer ließ die Schüler*innen einen Rhombenkuboktaeder bauen – eine geometrische Form, bei der jede Ecke und Kante eines Würfels abgeschliffen wird. So entstehen 25 Flächen (17 Vierecken, 8 Dreiecken). Setzt man auf jede Fläche einen Zacken, entsteht der berühmte Herrnhuter Stern, der bis heute nur in Herrnhut in der Oberlausitz gefertigt wird und von hier aus bis nach Tokio und Australien verschickt wird.
Schulklassen, Familien, Freunde, Paare: Wer Lust hat, seinen eigenen Herrnhuter Stern zu basteln, kann das in der Schauwerkstatt tun. Schön als Gemeinschaftsprojekt: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass man am Ende erkennt, wer welchen der 25 Zacken gemacht hat.
Was du nicht verpassen solltest:
Wenn du nach dem Besuch in Herrnhut noch weiter in die spirituelle Geschichte der Oberlausitz eintauchen möchtest, kannst du das auf der Via Sacra tun. Diese rund 270 Kilometer lange Kulturstraße führt nicht nur durch viele verschiedene Landschaften, sondern verbindet gleich mehrere spannende sakrale Stätten der Region. Zu den eindrucksvollsten Zielen zählen das Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal bei Ostritz, das Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau und der Dom St. Petri in Bautzen, wo Katholik*innen und Protestant*innen seit Jahrhunderten unter einem Dach beten.
Mehr Tipps und Infos dazu, was du in der Oberlausitz entdecken und erleben kannst, findest du auch hier: sachsen-tourismus.de/oberlausitz
Und auch im plazy-Podcast places to go geht es nicht nur um die Herrnhuter Sterne, sondern auch um Holzschnitzkunst aus dem Erzgebirge und das berühmte Meissener Porzellan. Zu hören auf allen Podcast-Plattformen oder gleich hier: