place to go in der Oberlausitz: die Heimat der Herrnhuter Sterne

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place to go in der Oberlausitz: die Heimat der Herrnhuter Sterne

Luftaufnahme des barocken Gebäudeensembles der Herrnhuter Brüdergemeine in Herrnhut, Oberlausitz, Sachsen, mit zentralem Kirchensaal, roten Ziegeldächern und umliegender historischer Architektur vor grüner Wald- und Hügellandschaft.

In der Vorweihnachtszeit sieht man sie überall: Die leuchtenden Herrnhuter Sterne gehören für viele Menschen zur Adventszeit wie der Christbaum zu Weihnachten. Ihre Heimat haben die Sterne in der sächsischen Oberlausitz, dort wo vor rund 300 Jahren der Ort Herrnhut als Heimat der Brüdergemeine entstand – Herrnhut ist damit einer der Orte in Sachsen, wo traditionelles Handwerk ikonische Produkte schafft – und ständig weiterentwickelt wird.

Einen guten Überblick über sächsische Handwerkskunst bekommst du übrigens auf der Website von Sachsen Tourismus!

Wie Herrnhut entstand – eine Siedlung mit Mission

Am Anfang stand ein Adliger mit einer Überzeugung: Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, ein junger protestantischer Gutsherr, war überzeugt davon, dass Protestant*innen nicht wegen ihres Glaubens verfolgt werden sollten. Als Glaubensflüchtlinge aus Mähren nach einer neuen Heimat suchten, stellte er ihnen auf seinem Gut in Berthelsdorf Land zur Verfügung, um eine eigene Siedlung zu gründen. Das Ziel: Ein Ort, an dem Gläubige in Frieden zusammenleben können – unter der "Obhut des Herrn“. So entstand auch der Name der neuen Siedlung: Herrnhut.

Was dann entstand, war mehr als nur ein Dorf: Seit 2024 ist die Herrnhuter Brüdergemeine (übrigens ganz bewusst "Gemeine" nicht "Gemeinde") Teil des transnationalen UNESCO-Welterbes. Sie entwickelte sich zu einer internationalen Gemeinschaft mit einem eigenen Stil – sowohl im spirituellen als auch im architektonischen Sinn.

  • Die Gebäude sind einfach, hell, reduziert, meist weiß oder hellgelb gestrichen. Heute gilt der Stil als “Herrnhuter Barock”.
  • Die Stadt wurde nach einem klaren Rasterplan angelegt, mit symmetrischer Struktur – eine Art Prototyp für ein funktionales Gemeinwesen.
  • Es gibt keine Prachtbauten, keinen unnötigen Schmuck: Alles ist auf das Wesentliche ausgerichtet – Gleichheit, Schlichtheit, Gemeinschaft.

Und diese Idee blieb nicht in der Oberlausitz: Die Brüdergemeine schickte Missionar*innen in die Welt – nach Afrika, in die Karibik, nach Amerika. Tochtersiedlungen entstanden zum Beispiel in Bethlehem (Pennsylvania), Christiansfeld (Dänemark) oder Gracehill (Nordirland). Wie und was dort gebaut wurde, orientierte sich exakt am Vorbild aus Sachsen. Bis heute gilt: Eine Tür aus Herrnhut in der Oberlausitz passt vom Farbton und Maß auch exakt in ein Haus in Bethlehem in den USA.

Während die Erwachsenen als Missionar*innen in der ganzen Welt unterwegs waren, blieben ihre Kinder in Herrnhut. Sie wohnten und lernten im Internat, wo großen Wert auf eine gute Bildung gelegt wurde. Und hier kommt der Stern ins Spiel: Ein Mathematik-Lehrer ließ die Schüler*innen einen Rhombenkuboktaeder bauen – eine geometrische Form, bei der jede Ecke und Kante eines Würfels abgeschliffen wird. So entstehen 25 Flächen (17 Vierecken, 8 Dreiecken). Setzt man auf jede Fläche einen Zacken, entsteht der berühmte Herrnhuter Stern, der bis heute nur in Herrnhut in der Oberlausitz gefertigt wird und von hier aus bis nach Tokio und Australien verschickt wird.

Wo Sterne geboren werden: die Herrnhuter Sterne Manufaktur

  • Die Manufaktur der Herrnhuter Sterne hat sich seit 2010 zu einem Erlebnisort entwickelt. In der Schauwerkstatt kannst du beobachten, wie der Stern gefaltet wird. Die klassische Sternvariante wird von Hand aus Papier gefaltet – dazu braucht es rund 120 Falt‑ und Klebe­schritte pro Stück. Jeder Handgriff muss sitzen, der Stern wandert deshalb zwischen den einzelnen Mitarbeiter*innen, bis er fertiggestellt ist.
  • Rot-weiß – das ist die klassische Farbkombination der ersten Herrnhuter Sterne. Daneben gibt es aber längst verschiedene einfarbige Modelle, etwa in Gelb, Rot oder Weiß und auch jedes Jahr eine neue Extrafarbe; 2025 ist es ein leuchtendes Violett.
  • Unter Sammler*innen besonders begehrt sind die Sterne, die aus handverziertem Kleisterpapier gefertigt werden – eine aufwändige Technik, bei der das mit Kleister und Farbe bestrichene Papier minutiös verziert wird. In der Manufaktur entstehen jedes Jahr 2.000 (durchnummerierte) Exemplare dieser Art. Mehr als 6.000 Menschen stehen jedes Jahr auf der Warteliste und hoffen, einen davon zu bekommen.

Wie du deinen eigenen Stern gestalten kannst

Schulklassen, Familien, Freunde, Paare: Wer Lust hat, seinen eigenen Herrnhuter Stern zu basteln, kann das in der Schauwerkstatt tun. Schön als Gemeinschaftsprojekt: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass man am Ende erkennt, wer welchen der 25 Zacken gemacht hat.

Dein Besuch in Herrnhut: Tipps vor Ort

Was du nicht verpassen solltest:

  • Besuch der Manufaktur der Herrnhuter Sterne mit Führung und Schauwerkstatt. Adresse: Oderwitzer Straße 8, 02747 Herrnhut. herrnhuter-sterne.de
  • Unterwegs im Ort: Mit knapp 6.000 Einwohner*innen ist Herrnhut klein, aber es lohnt sich, mit Ruhe durch die Straßen zu laufen. Achte dabei auf Architektur‑Details des “Herrnhuter Barock”. Die einfachen, klaren Fassaden stehen für das Konzept der Brüdergemeine. Besonders schön: der ganz in Weiß gehaltene Kirchsaal.
  • Spaziergang zum Gottesacker der Brüdergemeine und hoch zum Aussichtsturm Altan auf dem Hutberg: Hier hast du einen schönen Blick über die Oberlausitz und die Siedlung der Brüdergemeine.
  • Am Ortsrand von Herrnhut liegt das Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf – einst Wohnsitz von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Hier nahm 1722 die Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine ihren Anfang. Auch das Schloss ist bewusst schlicht gehalten. Adresse: Herrnhuter Straße 17, zinzendorfschloss.com
  • Wer tiefer einsteigen möchte: Herrnhut hat ein schönes Heimatmuseum, das die Geschichte des Ortes gut erklärt. Adresse: Comeniusstraße 6, herrnhut.de
  • Falls du Lust hast, die Herrnhuter Brüdergemeine digital zu entdecken: Mit der Virtual Reality App der UNESCO-Welterbestätten in Deutschland kannst du dich mit VR-Brille dort bewegen und verschiedene 360-Grad-Panoramen erleben.

Tipp zum Kombinieren: Von Herrnhut auf die Via Sacra

Wenn du nach dem Besuch in Herrnhut noch weiter in die spirituelle Geschichte der Oberlausitz eintauchen möchtest, kannst du das auf der Via Sacra tun. Diese rund 270 Kilometer lange Kulturstraße führt nicht nur durch viele verschiedene Landschaften, sondern verbindet gleich mehrere spannende sakrale Stätten der Region. Zu den eindrucksvollsten Zielen zählen das Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal bei Ostritz, das Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau und der Dom St. Petri in Bautzen, wo Katholik*innen und Protestant*innen seit Jahrhunderten unter einem Dach beten.

Mehr Tipps und Infos dazu, was du in der Oberlausitz entdecken und erleben kannst, findest du auch hier: sachsen-tourismus.de/oberlausitz

Und auch im plazy-Podcast places to go geht es nicht nur um die Herrnhuter Sterne, sondern auch um Holzschnitzkunst aus dem Erzgebirge und das berühmte Meissener Porzellan. Zu hören auf allen Podcast-Plattformen oder gleich hier: